Kapitel 1

 

1.1 Die Notwendigkeit der Auseinandersetzung

 

Dieses Buch ist keine Willkürhandlung des Autors. Die Auseinandersetzung mit falscher Lehre ist biblisches Gebot und Auftrag an jeden bibeltreuen Christen. In Verantwortung vor Gott und Menschen muss auf den Prüfstand, was von den Kanzeln verkündet wird. Der Auftrag dazu ergibt sich direkt aus dem Wort Gottes. So lesen wir in 1. Timotheus - Kapitel 4 ganz klare Anweisungen:

 

„Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abtreten und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren der Teufel durch die, so in Gleisnerei Lügen reden und Brandmal in ihrem Gewissen haben, die da gebieten, nicht ehelich zu werden und zu meiden die Speisen, die Gott geschaffen hat zu nehmen mit Danksagung, den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen. Denn alle Kreatur Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich, das mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet. Wenn du den Brüdern solches vorhältst, so wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein, auferzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, bei welcher du immerdar gewesen bist. Aber der ungeistlichen Altweiberfabeln entschlage dich; übe dich selbst aber in der Gottseligkeit. Denn die leibliche Übung ist wenig nütz; aber die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütz und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Das ist gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort.   Denn dahin arbeiten wir auch und werden geschmäht, dass wir auf den lebendigen Gott gehofft haben, welcher ist der Heiland aller Menschen, sonderlich der Gläubigen. Solches gebiete und lehre. Niemand verachte deine Jugend; sondern sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit. Halte an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme. 14  Lass nicht aus der Acht die Gabe, die dir gegeben ist durch die Weissagung mit Handauflegung der Ältesten. Dessen warte, gehe damit um, auf dass dein Zunehmen in allen Dingen offenbar sei. Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken. Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören.“

 

Dieses Wort zwingt ja geradezu zum Handeln. Ablenkungsmanöver wie die Behauptung, man müsse gegenüber unterschiedlichen Auffassungen tolerant sein, sind kein nachvollziehbares Kriterium, den biblischen Prüfungsauftrag zu ignorieren oder auch nur nachlässig auszuführen. Falsche Toleranz birgt in sich das Potential, sich zu versündigen.

 

1.2 Ein falscher Toleranzbegriff

 

Toleranz ist nicht grundsätzlich falsch oder verwerflich. Sie ist sogar eine der wichtigsten Eigenschaften, um ein vernünftiges Zusammenleben zwischen Menschen zu gewährleisten. Entscheidend ist die Definition von Toleranz. Was ist Toleranz? Wenn wir nach einer kurzen und griffigen Erklärung suchen, werden wir sofort darauf kommen, dass man das mit einem Satz gar nicht sagen kann. Ein Techniker kann uns sofort sagen, was es mit dem Begriff „Toleranz“ auf sich hat, denn er kennt die sogenannte „Maßtoleranz.“ Zu einer Maßtoleranz gibt ein sogenanntes „Nennmaß“ die Norm vor, also eine Festlegung. Und von dieser Festlegung darf es geringfügige Abweichungen geben, die aber auch als Ober- und Untergrenzen festgelegt sind. Wenn sich nun ein Wert innerhalb dieser drei Festlegungen befindet, dann ist er tolerierbar, weicht er davon ab, dann ist er nicht tolerierbar. Warum gibt es solche Toleranzen, und wer legt den Nennwert fest? Meistens werden solche Werte errechnet, sie beruhen auf Erfahrungen des gesunden Menschenverstandes, und sie werden festgelegt, damit man z. B. etwas produzieren kann, ohne dass es zu negativen Ergebnissen für die Funktion eines Produktes kommt. Würde man das außer Acht lassen, es würde kein Fahrzeug fahren, keine Brücke halten und kein Haus funktionssicher sein.  Warum wähle ich dieses Beispiel am Anfang? Weil die „Neue Toleranz“ etwas mit der Existenz oder Nichtexistenz des Nennwertes zu tun hat. Aber – kann man dieses Beispiel auf das Gebiet der zwischenmenschlichen Existenz übertragen? Das dürfte doch mit einigen Schwierigkeiten verbunden sein. Denn schon die Idee eines vorgegebenen Sollwertes mit objektiver Geltung dürfte lautstarken Widerspruch hervorrufen.  Gibt es einen solchen Sollwert, oder ist Toleranz nicht gerade da geboten, wo es einen solchen Sollwert nicht gibt und der einzelne Mensch oder auch Gruppen ihre Ideale unterschiedlich bestimmen? Wie weit muss oder darf Toleranz gehen bis die Grenzen und die Funktionsfähigkeit zwischenmenschlichen Zusammenlebens erreicht sind? Oder gibt es solche allgemeinen Sollwerte, die durch die menschliche Urteilskraft festgelegt werden? Und ist nicht gerade die Ungenauigkeit menschlicher Urteilskraft ein spezifisch menschlicher Grund für Toleranz? Die Antwort ist ein klares Ja! Toleranz in der menschlichen Gesellschaft ist unverzichtbar. Differenzen und Abweichungen kommen in der Gesellschaft genau deshalb vor, weil Menschen eben genau nicht wie Apparate oder Messgeräte funktionieren. Sie haben ihre eigenen spezifischen Erfahrungen, Perspektiven, Interessen und Wertvorstellungen.

 

Und die Toleranz ist eine Tugend, die eine verwirrende Vielzahl von Verständnissen und Bewertungen und Handlungen dulden und stehen lassen kann, obwohl der tolerante Betrachter diese nicht unbedingt bejaht, oder diese sogar als gefährlich ansieht.. Ich kann einem Menschen mit dem Ausdruck des Respekts begegnen, ihn bei allen Unterschieden als einen „Gleichen“ achten, obgleich ich an ihm Dinge ausmache, die ich selbst für objektiv falsch halte. Das Aushalten von Unterschieden, das auf Selbstvertrauen und Charakterstärke, aber vor allem auf der Grundlage christlicher Nächstenliebe geschieht, ist gut und richtig und notwendig. Sie ist notwendig als ein Zeichen von Solidarität für den Fremden und für die Wertschätzung einer Pluralität von Lebensformen und Werten. Und sie ist eine notwendige Bedingung zur Gewinnung von Ideen und für die Durchsetzung der Wahrheit, denn nicht nur ich muss tolerant sein, ich muss auch toleriert werden.  Toleranz beruht auf der Tatsache, dass Überzeugungen nicht erzwingbar sind und insofern auch die Freiheit des Gewissens nicht einschränkbar ist. Eine Basisdefinition, wie sie bei den Technikern zu finden ist, werden wir im zwischenmenschlichen Zusammenleben so klar nicht finden können. Allerdings kann man durchaus einige Charakteristika des Begriffs Toleranz unter den Menschen identifizieren, unabhängig davon, wie unterschiedlich sie sind.

 

Zur Geschichte der Toleranz ist zu sagen, dass diese vom Ursprung her eine christliche Errungenschaft ist. Die Sorge um das ewige Heil des Menschen und dem angemessenen Umgang mit Andersgläubigen, Ungläubigen und Häretikern wie etwa Augustinus und Thomas von Aquin führte dazu, das Nicolaus von Kues (im Jahr 1453) eine Schrift mit einem Schritt hin zu einer umfassenden Auffassung von Toleranz veröffentlichte, die sich mit den Grenzen christlicher Duldsamkeit Contra „Grundsatz der Freiwilligkeit des Glaubens“ auseinandersetzte und den Namen „De pace fide“ oder zu Deutsch „Über den Frieden im Glauben“ trug. Erst zur Zeit der Reformation finden sich in den Schriften von Erasmus von Rotterdam verwandte Motive der christlichen Toleranzidee im humanistischen Ansatz einer Verständigung verschiedener Glaubensrichtungen durch Reduktion auf wenige fundamentale Lehren, damit es aufgrund „religiöser Nebensächlichkeiten nicht zu Streit kommen möge. Also auch der humanistische Grundansatz kannte so etwas wie einen festen Wert, der als Ausgangspunkt für das Umfeld als Normalwert galt und um den herum toleriert wurde, was den Ausgangspunkt nicht grundsätzlich in Frage stellte. Damit ereignete sich der humanistische Grundansatz nicht in einem Vakuum, sondern in von vorn herein festgelegten Grenzen. Damit ist, zu dem was wir landläufig unter Toleranz verstehen, zunächst alles gesagt. Wir haben verstanden! Toleranz definiert sich als Anerkennen und Respektieren anderer Glaubensüberzeugungen, anderer Verhaltens- und Lebensweisen, ohne sie aus eigener Überzeugung zu teilen und in der Fähigkeit, etwas oder jemanden zu dulden und zu ertragen, das, bzw. den man nicht besonders mag.

 

Aber was ist „Neu“ an der Toleranz? Wir leben in einer Zeit, in der unsere Gesellschaft den vielleicht schnellsten – und vielleicht auch verhängnisvollsten – kulturellen Umschwung der Menschheitsgeschichte erlebt. Eine Metamorphose, eine Umwandlung der Werteordnung in unserer Gesellschaft, deren Ausbreitung über das Schulwesen, den Film, das Fernsehen und andere Medien stattfindet und so nach und nach jeden Bereich des alltäglichen Lebens verwandelt. Unsere Zeit bringt so gewaltige Veränderungen hervor, dass ihre Folgen unabsehbar, manchmal im wahrsten Sinne des Wortes irrsinnig sind. Und sie wirken in allen Gesellschaftsbereichen beängstigend. Für mich ist dabei mit dass Beängstigendste, dass die meisten Christen die gewaltigen Veränderungen anscheinend gar nicht mitbekommen. Wir erleben heute, dass Toleranz mehr und mehr das Motto der Menschen wird. Immer mehr Menschen ärgern sich heute über vermeintlich ausgemachte Intoleranz und Engstirnigkeit. Natürlich gibt es Intoleranz und Engstirnigkeit in unserer Gesellschaft, ohne Frage. Dementsprechend populär sind die Rufe nach Toleranz und Liberalismus. Tatsächlich wäre daran auch gar nichts auszusetzen, wenn man unter Toleranz heute noch das verstehen würde, was ursprünglich als Tugend der Toleranz definiert wurde. Das „Neue“ an der Toleranz ist, dass die ursprüngliche Definition von Toleranz gekippt worden ist. Während wir Toleranz eben noch als Tugend und charakterliche Eigenschaft bezeichneten, die sich in Grenzen entfaltet, die von Grundwerten her definierte, was tolerierbar ist, erklärt uns die Neue Toleranz plötzlich: „Weil es mehrere Wahrheiten gibt, kann nicht eine Meinung in einem letzten Sinne wahr sein.“ Wer absolute Aussagen und Maßstäbe vertritt, verurteilt und diskriminiert andere, und das ist intolerant. Mit anderen Worten, die „Neue Toleranz“ vertritt den totalen Relativismus, also die Überzeugung, dass es verschiedene, viele verschiedene Wahrheiten gibt. Und aus dieser Sichtweise folgt nun die Aussage, die inzwischen in aller Munde zu sein scheint, die lautet: „Alles ist gleich gültig und damit letztendlich auch „gleichgültig“. Jede Auffassung ist, im Gegensatz zu anderen Erkenntnissen, gleich wahr. Aus dieser Erkenntnis heraus fordert die „Neue Toleranz“ immer dreister nicht mehr nur die Duldung dessen, womit ich mich selbst nicht identifiziere, sondern sie verlangt, die Haltungen und die Aktivitäten gutzuheißen und selbst daran teilzunehmen. Dies abzulehnen gilt mehr und mehr als Intoleranz. Und wer intolerant ist, hat mit immer mehr Widerstand zu rechnen. Warum ich das hier aufgeschrieben habe? Weil genau nach diesen Prinzipien die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit bewertet wird.

 

Also, ich will hier nochmal zusammenfassen und deutlich sagen, dass es mir nicht darum geht und gehen kann, dem anderen, der andere Auffassungen und Erkenntnisse und Überzeugungen gleich welcher Art gewonnen hat, seine Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit abzusprechen.  Das wäre sogar gegen biblische Tradition, wo uns einmal im Epheserbrief am Beispiel der prophetischen Rede in der Gemeinde gesagt wird: „Prüfet alles, und das Gute behaltet.“ Das bedeutet so viel wie: Nimm das, was du fassen kannst dankbar an, und lass das, was du nicht fassen kannst, stehen. Streite nicht mit dem Andersdenkenden herum, schließlich birgt die Situation auch das Potential in sich, dass der Andere viel weiter ist als ich und ich selbst vielleicht keine Ahnung habe. Die Tugend der Toleranz besteht sicherlich auch darin, dass ich mich selbst überprüfe und bereit bin, mich zu korrigieren, wo ich selbst im Irrtum bin. Die „Neue Toleranz“ verlangt etwas anderes. Sie spricht mir das Recht auf Prüfung und das Recht auf Distanz ab, weil sie mir den kritischen Vergleich verbietet. Sie legitimiert sich dadurch, dass sie durch Verleugnung jedes Grundmaßstabes ihr eigenes Verhalten mit dem Dogma der Wahrhaftigkeit stempelt. Und damit kann sie sagen: Ich mache zwar das Gegenteil, ich werfe auch alle Grundwerte von Ethik und Moral über Bord, mein Lebenswandel ist zwar gekennzeichnet von Unzuverlässigkeit und Unehrenhaftigkeit, aber was ich lebe, ist genauso wahr wie das, was du lebst!! Und dann erzwingen 1% - Minderheiten gesellschaftspolitische Anerkennung. Wer es wagt, anderer Meinung oder Auffassung zu sein, der diskriminiert. Und Diskriminierung erfüllt in unserer Gesellschaft einen Straftatbestand. Sie haben richtig gelesen: Die „Neue Toleranz“ will andere zwingen, ihre Haltungen und Aktivitäten gutzuheißen und daran teilzunehmen. Wer dies ablehnt, gilt als intolerant und hat immer mehr Widerstand zu erwarten. Insofern ist die „Neue Toleranz“ etwas ganz anderes als das, was wir bis vor kurzem für Toleranz hielten. Sie ist in Wirklichkeit aggressive Ideologie, welche die bisherigen Werte und Tugenden bekämpft und zerstört. Und wenn Toleranz in diesem Sinne die alleinige und absolute Kardinaltugend der Gegenwart wird, dann kann es nur ein Laster geben, nämlich Intoleranz. Jedes Individuum, das dogmatisch an irgendetwas glaubt, insbesondere an absolute Wahrheit, ist per Definition der Intoleranz schuldig. Wer eine absolute Aussage fällt, hat andere diskriminiert und macht sich nach diesem neuen Moralkodex strafbar. Und wenn heute das Wort Toleranz außerhalb von Kirchenmauern fällt, - von Lehrern, Nachrichtensprechern, Politikern, Aktivisten, Prominenten und vielleicht von den eigenen Kindern – dann hat dies, so nach Meinung von Fachleuten in den USA, jedenfalls auf die USA bezogen, in etwa 80% der Fälle einen Bezug zu der von mir so genannten „Neuen Toleranz“.[1]

 

Was haben diese neuen Werte und Maßstäbe mit uns als Christen zu tun? Die Wahrheit des Wortes Gottes muss unser Regelmaß sein! Das Wort Gottes fragt nach und bezeugt, nein, es erhebt einen Anspruch auf Wahrheit. Und es begnügt sich nicht damit, eine Definition des Begriffs „Wahrheit“ wiederzugeben, sondern es legt uns Wahrheit als einen endgültigen, als einen letztgültigen Begriff vor. Jesus von Nazareth sagt: „Ich bin die Wahrheit!!“ Und er sagt das, obwohl er als Sohn Gottes und Heiland der Welt durchaus im herkömmlichen Sinn tolerant war. Er wird uns als geduldig und langmütig beschrieben, und es heißt in einer Bibelstelle, dass er uns gegenüber auch dann treu ist, wenn wir ihm gegenüber untreu werden. Aber wir werden in der Bibel niemals die Erklärung finden, Wahrheit sei relativ oder mehrere Wahrheiten seien gleich wahr und stünden deshalb gleichberechtigt nebeneinander.  In diesem Anspruch ist die Bibel konsequent. Sie sagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Sie fordert – und sie fordert kompromisslos – zur Entscheidung auf. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich – ist die knallharte Aussage. Was geht vor in unserem Land und in der Welt der sich verändernden Werte und ihrer Auswirkungen? In einer Welt, in der Toleranz zum Maß aller Dinge erklärt wird und Intoleranz zum Feindbild schlechthin erhoben wird? In dieser Welt hat man den Feind der Feinde schnell ausfindig gemacht. Man hat nämlich festgestellt: Das Christentum ist intolerant. Also ist intolerant, wer sich nachhaltig zum Christentum bekennt. Und Intoleranz muss bekämpft werden, weil eine Werteorientierung nach dem Muster der „Neuen Toleranz“ dies erfordert. Was heißt das für uns als lebendige Christen? Das ist die Frage, die nicht nur wir uns zu stellen haben, sondern jede Kirchengemeinde, jeder gläubige Christ muss jetzt gewahr werden, dass das, was jetzt um uns her geschieht, etwas mit einem Generalangriff auf das Christentum zu tun hat. Und ich sage mit Überzeugung, bei den meisten Christen ist das Problem noch nicht angekommen. Vielleicht sind wir immer noch hin- und hergerissen, und vielleicht liegt uns der Gedanke immer noch näher, dass der Wiesenhütter vielleicht aus Utopia stammt und maßlose Übertreibung sein Handwerk ist? Deshalb ist die Frage zu stellen: Was ist los in unserem Land und wie wollen wir als Christen einordnen, was um uns herum geschieht? Antwort: Da geschieht, dass man angefangen hat, sich des Christentums zu erwehren. Weil ein Christ keine Toleranz verdient. Denn der Einzige, der keine Toleranz verdient, ist der, der intolerant ist. Und intolerant ist, wer an letztgültige Wahrheit glaubt. Verinnerlichen wir das, dann verstehen wir, warum uns im Wort Gottes „Leiden um Christi Willen“ vorhergesagt ist.

 

Es gibt eine Art von Toleranz, die dazu führt, dass wir uns versündigen. Toleranz, die viel mehr eine Charakterschwäche ist und etwas sehr Schlechtes. Sie beinhaltet die Bereitschaft zum Schweigen, wenn Blasphemie gegen Gottes Namen getrieben und wenn der Spott über Jesus Christus unverblümt zutage getragen wird. Es ist das feige Schweigen, wenn die Wahrheit verdeckt wird und die Spötter die Oberhand gewinnen. Und es ist auch das höfliche Lachen über dreckige, schlüpfrige Witze und das protestlose Akzeptieren von falschen Lehren. Toleranz, die Lügen, Irrlehren und Spötterei bedeckt, ist Sünde. Selbst innerhalb der christlichen Gemeinde gibt es solche, die sich Christen nennen, aber sich äußerlich (und wahrscheinlich auch innerlich) von der Sünde vereinnahmen lassen. Allzu oft wird durch solches Verhalten mit Gottes Gnade gespielt und mit Sätzen wie "Aber Gott ist doch Liebe!" gerechtfertigt. Natürlich ist Gott ein liebender Gott, aber dies ist nur einer seiner Charakterzüge. Diejenigen, die dies nicht glauben wollen, sollten mal ihre verstaubte Bibel aus dem Regal holen und lesen, wie intolerant Jesus Christus bezüglich vieler Dinge ist! Die Bibel zeigt in Matthäus 23 wie er die Pharisäer und Schriftgelehrten der Heuchelei bezichtigte und sie schonungslos beim Namen nannte. Ich habe die Dinge aufgelistet, die Jesus über die damalige theologische Elite sagte. Beim Durchlesen sollten wir mal überlegen, ob diese Formulierungen mit der heutigen, alles - akzeptierenden Toleranz übereinstimmen:

 

*“Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler,..."

*"Weh euch, blinde Führer,..."

* "Ihr Narren und Blinden! ...."

*"Du blinder Pharisäer ..."

* "... aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit"

  *"Ihr Schlangen, ihr Otternbrut..."

 

Hört sich das etwa wie die heutige, alles akzeptierende Toleranz an? Nein, wirklich nicht. Auch Paulus war intolerant bezüglich der Sünde. Er tat sogar Dinge, welche sogar in christlichen Kreisen heutzutage als inakzeptabel oder als "politisch unkorrekt" gelten. Er nannte Namen und übergab Hymenäus und Alexander dem Satan, damit sie gezüchtigt werden, nicht mehr zu lästern (1.Timotheus 1; 20). Auch zögerte er nicht, Hymenäus und Philatus als falsche Lehrer zu bezeichnen (2.Timotheus 2; 17) und Alexander, den Schmied, wegen seines bösen Verhaltens beim Namen zu nennen (2.Timotheus 4; 14). Auch Johannes hatte den Mut, den Namen des Diotrephes zu nennen, da Diotrephes danach strebte, der Erste in der Gemeinde zu sein, obwohl er sie trotzdem nicht aufnahm. Die gegenwärtige Toleranz ist so tolerant geworden, dass das Böse mit in diese Toleranz hineingenommen wird. Wir leben in einer Welt voll von rückgratloser Theologie, wachsweichen moralischen Grundsätzen, einem stetigen neidischen Schielen auf die Dinge der Welt und Überzeugungen, die sich wie Gummi in die Länge ziehen lassen. Die Gemeinde Christi toleriert mit einer übertriebenen Freundlichkeit auf unseren Kanzeln Lehrer, die verführerische Irrlehren verbreiten, nur aus dem Grund, weil sie nette und redegewandte Damen und Herren sind. Lieber sollen Irrlehren gepredigt werden und dadurch Seelen in die Irre geführt werden, als dass man die Gefühle eines Predigers verletzt. Ganz nach dem Motto: "Lasst den Krebs lieber sein Opfer töten, als dass der grausame Chirurg zu seinem Messer greift!" Toleranz ist Sünde,

* wenn man eine irreführende Institution nicht meidet, obwohl sie Tausende von Menschen in die ewige Verdammnis führt

 

* wenn das Oberhaupt dieser Institution als großer Evangelist und Heilsbringer dargestellt wird, während bibeltreue Evangelikale als extremistische Wölfe beschimpft werden.

 

* wenn Nachfolger Jesu als Unruheherde dargestellt werden, weil sie sich gegen diese Abgötterei und Gottlosigkeit aussprechen.

 

Was ist mit der Gemeinde der Märtyrer geschehen? Hat sich der Standpunkt der Bibel gegenüber der Sünde der Welt verändert? Nein. Ist die Liebe der Welt zu ihren Sünden erkaltet? Nein. Hasst die Welt die Wahrheit des Wortes Gottes weniger als vor ein paar hundert Jahren? Nein. Ist es nicht viel mehr so, dass die christliche Gemeinde sich langsam aber sicher der Welt angenähert hat und nun so sehr mit der Welt übereinstimmt, dass sie sich nicht mehr traut oder zu bequem ist, aufzustehen und unerschrocken Gottes Wort zu predigen? Ich glaube ja. Wir haben einen enormen Hunger nach Akzeptanz und Beliebtheit entwickelt und damit den Grundstein für eine Entwicklung zu Heuchlern und falschen Propheten gelegt. Und wir haben ein Verlangen, alle Unannehmlichkeiten zu meiden, koste es was es wolle. Solch ein Verlangen hält uns davon ab, einzuschreiten, wenn wir doch einschreiten sollten. Wir wollen nicht mehr anders sein als die Welt und wollen lieber mit der Masse gehen. Schließlich ist es viel einfacher und bequemer, sich einfach treiben zu lassen. Wir haben die Fähigkeit verloren, verärgert zu sein. Durch den täglichen weltlichen Müll, den wir uns anhören bzw. ansehen, sind wir geistig abgestumpft und eine Art Gleichgültigkeit ist eingetreten. Dinge, die uns in den ersten Glaubensjahren berührt und aufgewühlt haben, erreichen uns heute nicht mehr. Der Grund, warum viele Christen nicht mehr protestieren, nicht das Salz der Erde sind und Entscheidungen treffen, ist, dass wir nicht mehr handeln wollen. Oftmals wird nicht gegen Sünde gesprochen, damit eine Freundschaft nicht kaputtgeht. Jay Adams (amerikanischer Theologe und Seelsorger) sagte einmal: "Es wird versucht, Frieden um jeden Preis zu behalten, selbst für den Preis der Wahrheit - Gottes Wahrheit. Die Vorstellung ist, dass Friede innerhalb der Gemeinde das Wichtigste ist. Frieden ist ein biblisches Ideal - aber so ist auch die Reinheit. Der Frieden der Gemeinde darf niemals zum Preis der Reinheit der Gemeinde gekauft werden. Der Preis ist zu hoch." Ökumene und Allversöhnung sind die großen Schlagwörter heutzutage. Alles, was wir brauchen ist Einheit untereinander. Aber was wir wirklich brauchen ist, mit aller Kraft für den biblischen Glauben einzutreten, zu einer Zeit, in der er angegriffen, verunreinigt und verspottet wird. Wir sollten tolerant sein, wo die Wahrheit nicht auf Messers Schneide steht, und intolerant, wo man sich von Gottes Wahrheit abwendet. Um es frei nach Luther zu sagen: "Hier stehen wir. Wir können nicht anders." Es gibt drei Dinge, mit denen Menschen nicht spaßen sollten:

  • ein bisschen Gift
  • ein bisschen Irrlehre
  • ein bisschen Sünde

 

 

[1] Wiesenhütter, Rolf, „Die Neue Toleranz“, Wegbeschreibung in eine undifferen-

   zierte Zukunft, Vortragsmanuskript Brüderlicher Kreis 2007